Ermöglichen Sie mit HEKS Starthilfen für Frauen - Zum Beispiel Bienenzucht in Äthiopien
HEKS
Recht auf Land und Nahrung

Zusatzverdienst dank Honig in Äthiopien

Zusatzverdienst dank Honig in Äthiopien

In Äthiopien lässt sich mit der Entwicklung der Honigproduktion neben der Landwirtschaft und der Viehzucht das Einkommen von Kleinbauern substanziell verbessern. Gleichzeitig entstehen lokale Selbsthilfe-Netzwerke.

Artikel aus dem Magazin «handeln» vom August 2021

Text Eden Tadesse und Joëlle Herren Laufer
Fotos Abinet Teshome

Äthiopien ist nicht nur als Wiege der Menschheit bekannt, sondern auch als Verbreitungsgebiet der «Apis mellifera andansonii», einer Rasse von Zuchtbienen. Das Land am Horn von Afrika gehört zu den zehn grössten Honigproduzenten der Welt und liefert über ein Drittel der afrikanischen Produktion. Nur wenige Gläser gelangen auch nach Europa: Gerade einmal 800 der rund 50 000 erzeugten Tonnen werden exportiert. Denn in Äthiopien besteht selbst eine grosse Nachfrage nach diesem nahrhaften Lebensmittel, das auch zu Tej – Honigwein – verarbeitet wird, während aus dem Bienenwachs Kirchenkerzen entstehen.
Die BewohnerInnen von Horro Guduru, im ländlichen Westen Äthiopiens, betreiben seit Generationen Bienenzucht. Dieses florierende Gebiet im östlichen Teil der Region Oromia hat das Potenzial, sei- ne Honigproduktion zu erhöhen. Ein Glücksfall, denn aufgrund des Bevölkerungswachstums werden die landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau von Getreide und Gemüse, manchmal auch für die Haltung von etwas Vieh, immer kleiner. Seit 2016 setzt sich HEKS deshalb dafür ein, die Imkerei mit jenen Familien zu entwickeln, die Mühe haben, ihre Mitglieder zu ernähren. Der Vorteil der Bienenzucht ist, dass man nicht selbst Land besitzen muss und dass die Investitionskosten gering sind.

Das Know-how erwerben

HEKS arbeitet mit der «Gurmuu Develop- ment Association», einer indigenen laizistischen Organisation. Diese führt Schulungen durch, damit die ImkerInnen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten vertiefen können. Es braucht viel Know-how, um Honig ernten zu können: Man muss die Bienenstöcke aufstellen, ein Bienenvolk und seine Königin erwerben und wissen, wie man sich um die Bienen kümmern muss, damit sie in der Nähe bleiben, um Nektar zu sammeln. Nach der Ernte muss der Honig abgefüllt und ein Absatzmarkt gefunden werden. 

Das Projekt zielt daher darauf ab, die Produktivität der Honigernte zu steigern und die Nutzung diverser Technologien zu verbessern, um ein günstigeres Umfeld für Imker, aber auch für die Gemeinschaft von Horro Guduru als Ganzes zu schaffen. Dank dem Projekt haben die ImkerInnen auch Zugang zu günstigem Material, wie zum Beispiel Smokern, die es braucht, um die Bienen mit Rauch zu beruhigen, oder Schutzkleidung, die unabkömmlich ist, um nicht gestochen zu werden.
Die Schulungen ermöglichen es, die technischen Fähigkeiten für die Herstellung von Honig und Bienenwachs zu stärken. Seit Projektbeginn haben die Ernten pro Imker beträchtlich zugenommen. Die Imker haben sich zudem in Gruppen zusammengeschlossen, um Erfahrungen auszutauschen und um bessere Preise zu erzielen. Dies ermöglicht ihnen, ihr Einkommen Honigaufbereitung vor dem Verkauf zu erhöhen. Das Projekt ermutigt auch dazu, geeignete Pflanzen anzubauen, deren Nektar die Bienen sammeln können.

Imkerinnen beim Smokern
HEKS

Verbesserung der Existenzgrundlagen

Demitu Regassa ist Imkerin. Sie wurde zunächst durch das Projekt geschult und dann selbst Ausbildnerin. Früher hatte Demitu keine finanziellen Mittel, kein Land und keine Tiere. Um für ihre acht Kinder aufzukommen, stellt ihr Mann heute Bienenstöcke her und sie kümmert sich um die Bienen. «Als Gurmuu und HEKS mir eine Ausbildung in der Imkerei vorschlugen, zögerte ich zuerst, denn ich hatte noch nie eine Ausbildung gemacht. Es hat mir aber sehr viel gebracht: Heute produziere ich Honig und bin sogar selbst Ausbildnerin geworden! Ich habe bereits ein Gruppe von 20 Frauen geschult und dann noch einmal eine Gruppe von 19 Frauen. Sie kommen jetzt sehr gut zurecht und arbeiten hart, um gute Ergebnisse zu erzielen», erzählt sie.
Das Projekt erreicht 3846 ImkerInnen sowie LieferantInnen von Produktionsmitteln. Es kommt zudem 180 bedürftigen Frauen zugute, die in Selbsthilfegruppen organisiert sind und noch keine Vorkenntnisse in der Bienenhaltung hatten. Dank dem Projekt verbesserten die Teilnehmenden ihr Wissen und ihre praktischen Fähigkeiten in der Imkerei und etwa 69 Prozent erklärten, zwischen 2015 und 2018 eine deutliche Steigerung ihres Einkommens aus Honig erzielt zu haben.
Honigaufbereitung vor dem Verkauf
HEKS

Förderung der Artenvielfalt dank Honig

Es wäre schade, den Reichtum dieser Region, die mehr als 200 wildwachsende und eine Vielzahl kultivierter Bienenweidepflanzen zählt, nicht für die Imkerei zu nutzen. Die äthiopische Regierung ist an dem Ansatz interessiert. Sie hat verstanden, dass die Bienenzucht ein Weg sein kann, um Kleinbauernfamilien, die ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, aus der Armut zu führen. Ausserdem trägt die Bestäubung nicht nur zur Nahrungsmittelsicherheit bei, sondern erlaubt auch, natürliche Ressourcen zu bewahren und Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Glücksfall in einer Zeit grosser politischer Instabilität, die es schwierig macht, sich ausserhalb des Gebiets zu begeben.

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