Die Welle der Solidarität, die auf das verheerende Erdbeben in Haiti vom 12. Januar 2010 folgte, war gross – auch in der Schweiz. Die «Glückskette» wollte wissen, was die von ihr gesammelten 66 Millionen Franken im bitterarmen Karibikstaat bewirkt haben.
Nach dem schweren Erdbeben, das Anfang 2010 Zerstörung und Chaos über Haiti brachte, sammelte die «Glückskette» mit einem nationalen Spendenaufruf 66,2 Millionen Franken, um der notleidenden Bevölkerung beizustehen. Zwischen 2010 und 2018 wurden mit den gesammelten Mitteln insgesamt 91 Projekte in den Bereichen Lebensgrundlagen, Unterkünfte, Wasser, Sanitärversorgung sowie Risiko- und Katastrophenmanagement finanziert. Die Projekte, von denen insgesamt über zwei Millionen Menschen profitierten, wurden von 21 Schweizer NGOs umgesetzt, darunter auch HEKS.
Andreas Schwaiger
So half HEKS
Unmittelbar nach dem Beben richtete HEKS in der Hauptstadt Strassenküchen ein und bereitete mit lokalen Mitarbeitenden während hundert Tagen täglich 3000 warme Mahlzeiten zu. In Petit Goâve nahe dem Epizentrum baute HEKS 406 Häuser neu auf. In der Grand‘Anse unterstützte HEKS Familien, die zurückgekehrte Verwandte bei sich aufgenommen hatten. Sie erhielten Saatgut und Werkzeuge, damit sie mehr Bananen, Gemüse und Reis anbauen konnten. Mehr als tausend Kinder erhielten ein Stipendium, damit sie zur Schule gehen konnten.
HEKS
HEKS
Andreas Schwaiger
Andreas Schwaiger
Von Erfolgen...
Zehn Jahre nach dem Beben gab die «Glückskette» eine Wirkungsanalyse in Auftrag, um Rechenschaft über die Verwendung der Spendengelder abzulegen und um aus den gemachten Erfahrungen zu lernen: Zwischen Mai und Oktober 2019 wurden über 500 Haushalte von geschulten Interviewern besucht und 500 weitere Begünstigte bei Gruppentreffen in über 50 Dörfern befragt. Die Ergebnisse zeigen: Die dank der Grosszügigkeit der Schweizer Bevölkerung geleistete Hilfe hat ihre Ziele weitgehend erreicht.
90 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sie dank der Projekte ihre Grundbedürfnisse decken und ihre Existenzgrundlage wiederstellen konnten. Alle 2700 von der «Glückskette» finanzierten Unterkünfte wurden als nachhaltig und erdbebensicher eingestuft. 95 Prozent der Menschen, die eine solche Unterkunft erhalten haben, leben noch immer darin und die grosse Mehrheit fühlt sich in ihren Häusern sicher.
Besonders positiv wertete die Studie ausserdem, dass die Bevölkerung bei der Umsetzung der Projekte stark miteinbezogen wurde und dass beim Projektausstieg darauf geachtet wurde, dass die Arbeit im Rahmen lokaler Strukturen fortgesetzt werden konnte.
... und von Misserfolgen
Die dringendsten Bedürfnisse konnten durch die Projekte zwar abgedeckt werden, aber die langfristige Sicherung der Lebensgrundlagen bleibt angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Haiti schwierig. So haben zum Beispiel nur wenige der Teilnehmenden von beruflichen Ausbildungen eine längerfristige Arbeit finden können.
Auch bemängelte die Studie, dass die Projekte kein Bargeld an die Bevölkerung verteilten. Dies hätte es ihnen ermöglicht, die eigenen Bedürfnisse flexibler abzudecken – und es hätte gleichzeitig die lokalen Märkte angekurbelt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun in die Formulierung künftiger Richtlinien der «Glückskette» bei Erdbeben einfliessen.
Die Resultate der Wirkungsanalyse sind öffentlich zugänglich unter www.glueckskette.ch
Auch heute, zehn Jahre nach dem Erdbeben, ist HEKS weiterhin in Haiti tätig und bringt so der unter anhaltenden gewalttätigen Unruhen und einer katastrophalen ökonomischen und sozialen Situation leidenden Bevölkerung etwas Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Projektreportage aus Haiti
Ein Mittagstisch für 3500 Kinder
HEKS unterstützt die Bevölkerung darin, ein Kantinen-Projekt aufzuziehen, das der ganzen Region dient und 3500 Schülerinnen und Schülern zwei Mahlzeiten am Tag ermöglicht.
HEKS unterstützt ländliche Gemeinschaften im Departement Grand'Anse beim Schutz einheimischen Saatguts, damit diese ihre Unabhängigkeit von ausländischen Saatgutmultis bewahren können.
HEKS unterstützt ländliche Gemeinschaften dabei, landwirtschaftliche Produktionsketten aufzubauen, um mit dem zusätzlichen Einkommen ihre Grundbedürfnisse befriedigen zu können.