Seit der Finanz- und Lebensmittelkrise bedroht ein altes Phänomen die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen erneut: Der Verkauf und die Verpachtung grosser Landflächen an Plantagenfirmen, Investoren und ausländische Staaten. Besonders verbreitet in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.
Landgrabbing betrifft rund um den Globus riesige Flächen Land. Vorsichtige Berechnungen gehen davon aus, dass über 55 Millionen Hektaren Land seit dem Jahr 2000 so vergeben wurden, alleine für land- und forstwirtschaftliche Zwecke (etwa die Grösse Frankreichs). Dieses Land, das vorher meist von Kleinbäuerinnen und -bauern bebaut wurde, wird dann kontrolliert von Finanzakteuren, Konzernen, Firmen ausländischer Regierungen oder reichen Privatpersonen. Die Ursachen für die Landnahmen sind so vielfältig wie die Akteure und die Landdeals selber. Finanzakteure, die Land und Wasser im Zuge der Finanzkrise als sichere Anlagen entdeckten; Konzerne und Investoren, die mit Soja, Palmöl oder Schnittblumen Profit machen; Staaten wie Saudi Arabien oder Südkorea, die im Zuge der Nahrungsmittelkrisen neue Anbauflächen für ihre Bevölkerung suchten. Dabei bewegen sie sich oft in Grauzonen des Rechts zwischen traditionellen Landrechten und festgeschriebenen Eigentumsverhältnissen. Unterstützung erhalten sie von multinationalen Institutionen wie der Weltbank und auch von Regierungen, die sich davon wirtschaftlichen Aufschwung und Entwicklung erhoffen – oder auch nur privaten Profit.