Medienmitteilung vom 8. April 2020

Die verletzlichsten Arbeitnehmenden müssen geschützt werden

Für eine Mehrheit der Arbeitnehmenden bringen die vom Bundesrat jüngst beschlossenen Massnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 zwar eine Erleichterung; nicht berücksichtigt werden mit diesen Massnahmen allerdings Zehntausende von Angestellten, die in Privathaushalten Haus-, Pflege- und Hilfsarbeiten leisten. Und dies trotz der Zusage des Bundesrates vergangene Woche. Viele dieser Betroffenen  sind zurzeit in grossen Schwierigkeiten. Es muss schnell gehandelt werden, um auch sie zu schützen.

Der Bundesrat hat ein umfangreiches Massnahmenpaket beschlossen um Kündigungen zu verhindern, Arbeitsplätze zu schützen und die Löhne zu sichern – unter anderem durch den erleichterten Zugang zu Kurzarbeit oder mit spezifischen Massnahmen für Selbstständige. HEKS begrüsst zusammen mit den Gewerkschaften Unia und VPOD diese Massnahmen. HEKS, Unia und VPOD bedauern allerdings, dass bis heute keine Massnahmen für die Arbeitnehmenden in der Hauswirtschaftsbranche vorgesehen wurde. Dies entgegen der Ankündigung von Bundesrat Guy Parmelin für einen Ad-hoc-Plan für Hausangestellte. Für die Betroffenen bedeutet die Corona-Krise gleichzeitig auch eine schwere wirtschaftliche Krise. HEKS, Unia und VPOD rufen dazu auf, diese Kategorie von Arbeitnehmenden nicht zu vergessen. Für sie wird diese Situation schwerwiegende Folgen haben, da sich ihre bereits vor der Krise sehr beschränkten finanziellen Mittel plötzlich in Nichts aufzulösen drohen.

LPP Chèques emploi

Wesentliche Aufgaben

Diese Menschen erfüllen wesentliche Aufgaben für das Funktionieren unserer Gesellschaft: Haushaltsarbeiten, Kinderbetreuung, Betreuung von älteren Menschen oder Menschen mit einer Behinderung, etc. All diese Aufgaben werden mehrheitlich von Migrantinnen geleistet, die in Privathaushalten beschäftigt sind. In der aktuellen Situation mit Ausgangsbeschränkungen, der Angst vor dem Unbekannten und mit dem realen Risiko einer Ansteckung erhalten viele von ihnen keine Arbeit mehr. Sie sind also ohne Einkommen, da ihre ArbeitgeberInnen keinen Lohn zahlen wollen oder können.

Katastrophen verhindern

Die Hauswirtschaftsbranche ist gekennzeichnet durch eine hohe berufliche und existenzielle Unsicherheit für die Beschäftigten: niedrige Löhne, unsichere Anstellungen, mehrere ArbeitgeberInnen, eine fehlende oder lückenhafte Sozialversicherung, vielfach unsichere Arbeits- und Aufenthaltsbewilligungen prägen ihren Alltag. Die Schweiz darf diese für unser Wirtschafts- und Sozialsystem unverzichtbaren Arbeitnehmenden nicht vergessen. Es müssen auch für sie die notwendigen Massnahmen getroffen werden, um finanzielle Härtefälle und familiäre Notlagen zu verhindern.

Für wirtschaftliche Sofortmassnahmen …

HEKS, Unia und VPOD rufen deshalb den Bundesrat dringend dazu auf, diese Arbeitnehmenden in die Sofortmassnahmen zum Ausgleich von Lohnausfällen einzubeziehen und zwar ohne jegliche Diskriminierung – wirksam, schnell, unbürokratisch und unter Berücksichtigung der strukturellen Probleme der Branche. Dies in Ergänzung zur Unterstützung, die die Kantone möglicherweise für diese Kategorie von Arbeitnehmenden beschliessen.   

… aber auch einen geeigneten Schutz

Nebst der Frage des wirtschaftlichen Überlebens ist auch die Frage des Gesundheitsschutzes dieser angemeldeten, oft aber auch nicht registrierten Arbeitnehmenden bisher ungelöst. Sie müssen sich ebenfalls schützen können, indem sie Zugang zu notwendigen Informationen und Schutzutensilien erhalten. Zudem müssen sie, sofern sie einer Risikogruppe angehören, bei vollem Lohn zu Hause bleiben können. Bund und Kantone müssen sicherstellen, dass Privathaushalte ihre Verantwortung als Arbeitgebende wahrnehmen.

Dieter Wüthrich
Abteilungsleiter Medien und Information
Dieter Wüthrich

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